70 Jahre mit viel Herz und Hand Georg Blaschzok feiert 80. Geburtstag
Herzliche Glückwünsche schicken die Werra-Rundschau und der Chronist nach Sontra. Ich habe Georg Blaschzok über 40 Jahre als Sportredakteur dieser Zeitung begleitete und über seine Heldentaten im Fußballtor berichtete. Außerdem arbeiteten wir 32 Jahre bis 2012 im Vorstand der beiden Sportkreise mit, wobei unsere Freundschaft entstand. Deshalb hat unser Interview über die 70 Jahre Aktivitäten im Sport des Werra-Meißner-Kreises, was „Paule“ als Vorbild von besonderer Güte prägt und so schnell von keinem anderen Sportler oder Mitarbeiter dieser Region erreicht wird, auch sehr persönlichen Charakter.
Sehr viel Unterstützung erfuhr Georg Blaschzok von der 2024 leider schon verstorbenen Ehefrau Karin und den beiden Töchtern. „Karin hat sehr viel Verständnis für mein sportliches Engagement aufgebracht, ohne das mein langer Einsatz auch nicht möglich gewesen wäre. Sie hat sich bei verschiedenen Veranstaltungen sogar selbst eingebracht und hat geholfen“.
Im Interview haben wir vier Wirkungskreise gestreift, in denen der Sontraer aktiv war: Als aktiver Torhüter, als Vorsitzender der SG Sontra, als Schiedsrichter und als Sportkreis-Mitarbeiter. – Unser Interview:
70 Jahre im Sport aktiv, davon 55 Jahre aktiv als Fußball- Torhüter bei der SG.
Wie bist Du zur SG Sontra gekommen? Georg Blaschzok: „Unsere Familie kam 1939 aus Oberschlesien nach Sontra (Von seinem Vater Paul erbte Georg übrigens seinen Spitznamen „Paule“, wie er in Sontraer Sportlerkreisen gerufen wird). Ich ging in Sontra zur Schule, machte eine kaufmännische Lehre. Mit 10 Jahren habe ich 1955 in der C-Jugend der SG Sontra angefangen. Über die B- und A-Jugend wechselte ich 1964 in die 1. Mannschaft, löste hier den bekannten Torhüter Heinz Strebe ab. In der Ersten habe ich 17 Jahre von 1964 bis 1980/81 gespielt, danach sporadisch bis gegen 2010 nur noch Alte Herren. So kamen 55 Jahre zusammen“.
Georg Blaschzok hat nie den Verein gewechselt, obwohl es einige Angebote gab. So auch vom KSV Hessen Kassel, „doch der hat dann die Torhüter Uhl und Hocke verpflichtet“. Auf ihren Torhüter konnte sich die SG Sontra stets verlassen. So auch gerade im Freundschaftsspiel vor 1000 Zuschauern gegen den KSV Hessen (SG unterlag 2:4), als die WR „Torhüter Blaschzok spielte groß auf“ titelte. Oder: „Zu seiner Zeit war Blaschzok ein Klassekeeper“. In vielen Punktspielen glänzte der Torhüter: „Im Herauslaufen war Paule ein Ass“, wenn er mit seiner Körpergröße stets die gegnerischen Flanken abfing.
Mit Wilfried Ewald, einem der besten Sontraer Mittelfeldspieler aller Zeiten, spielte Georg Blaschzok rund 18 Jahre zusammen. Die beiden verstanden und verstehen sich noch heute sehr gut. Wilfried Ewald bezeichnet seinen Mannschaftskameraden als einen Mann, der nicht nur ein guter Torhüter war, „mit ganzem Herzen und starker Hand viel für die SG Sontra getan hat. Georg war in seiner Zeit als Vorsitzender ein Motor, der den Verein ganz wesentlich vorangebracht hat“. Ewalds Meinung deckt sich mit der vieler weiterer Personen in Sontra, mit denen Georg Blaschzok zusammenarbeitete.
Der Vorsitzenden Georg Blaschzok und seine Arbeit.
Obwohl als Torhüter gut beschäftigt, stellte sich Georg Blaschzok zur Verfügung, als die SG einen neuen Vorsitzender suchte. Von 1992 bis 2018 war er bereits Spartenleiter Fußball, wurde 14 mal wiedergewählt. „Ich habe diese Aufgabe als Vorsitzender 1983 sehr gern übernommen“, blickt er auf die Wahl zurück. Bis 1989 im Amt, stellte sich Blaschzok nach kurzer Pause drei Jahre später noch einmal zur Wahl (1992-1997). In den elf Jahren im Amt hat Blaschzok sehr viel bewirkt.
An welches Ereignis in seiner Amtszeit erinnert er sich besonders gern? „An unseren Aufstieg 1986 in die Bezirksklasse mit Trainer Christian Buchenau, der von Richelsdorf/Süß zu uns zurückgekehrt war“. Daran hatte Blaschzok selbst wesentlichen Anteil. Ein 2:2 gegen Rotenburg reichte den Sontraern zur Meisterschaft, die dann vom Vorsitzenden Blaschzok und Trainer Buchenau auch entsprechend gefeiert wurde (unser Foto).
Dem Vorsitzenden Georg Blaschzok verdanken die Sontraer Fußballer aber auch ihr Clubhaus. 1986 regte Blaschzok den Umbau der Umkleide zum Clubhaus am Sportplatz an, das dann mit viel Eigeninitiativen der Sportler errichtet und 1988 eingeweiht wurde. Vorstands-Mitglied Gerhard Richter damals: „Georg war der Motor des Projektes“. Und Wilfried Ewald bestätigt: „Wir beide und viele Mitglieder haben viele, viele Stunden beim Bau des Clubhauses mitgeholfen“.
Gern blickt Georg Blaschzok auf seine Amtszeiten als Vorsitzender der SG zurück: „Ich bin stolz darauf, was wir damals alles für unseren Verein erreicht haben. Das hat sich herumgesprochen und ist in Sontra nicht vergessen. Man grüßt mich noch heute – sogar in Kassel!“. Warum er alles auf sich genommen hat? „Ich habe dem Sport sehr viel zu verdanken, deshalb wollte ich auch etwas zurückgeben!“.
Der dieser Tage getätigten Spielgemeinschaft der SG Sontra mit dem TSV Wichmannshausen zur SG Sontratal steht Georg Blaschzok etwas skeptisch gegenüber: „Wir haben uns immer darum bemüht, selbstständig zu bleiben. Denn in einer SG geht immer ein Stück Identität des Vereines verloren. Das haben wir vermieden!“.
Der Schiedsrichter Georg Blaschzok 50 Jahre aktiv.
Um 1970 brauchte die SG dringend Schiedsrichter. Der Torhüter Blaschzok überlegte nicht lange, meldete sich, übernahm auch noch diese Aufgabe. Georg Blaschzok hat bis 2020/21 fast ununterbrochen, also rund 50 Jahre lang, Fußballspiele geleitet. Wie viele es waren, wusste er selbst nicht mehr. Wenn es 20 pro Spieljahr waren, lässt sich die Anzahl aber errechnen.
Der Schiedsrichter Georg Blaschzok war im gesamten Fußballkreis, von den Vereinen und unter den Schiri-Kollegen sehr geschätzt. Blaschzok selbst blickt mit Stolz zurück: „Ich habe nie eine Nach-Verhandlung wegen einer meiner Entscheidungen gehabt!“.
Der Sportkreis-Mitarbeiter Georg Blaschzok im Vorstand.
Der 1980 amtierende Sportkreisvorsitzende Willi Michel sprach Georg Blaschzok darauf an, als Vertreter für den Sontraer Raum im Sportkreis-Vorstand mitzuarbeiten. Blaschzok sagte zu, wurde sogar zum 2. Vorsitzenden des SK Eschwege gewählt. Das war der Sontraer dann auch noch unter dem Vorsitzenden Wolfgang Schein, als 2000 die Fusions-Gespräche für einen Sportkreis Werra-Meißner begannen. Auch nach dem Zusammenschluss der Sportkreise Eschwege und Witzenhausen arbeitete Blaschzok bis 2012 als einer der stellvertretenden Vorsitzenden weiter im Vorstand mit. Nach dem Ausscheiden wurde Georg Blaschzok Ehrenmitglied.
Für seinen Einsatz wurden dem Sontraer vielfach von Vereinen und Verbänden mit höchsten Auszeichnungen geehrt. So auch vom Land Hessen mit dem Landesehrenbrief.
Veröffentlicht in der Werra-Rundschau am 15.08.2025, Artikel & Foto: Siegfried Furchert