lsb h kritisiert Ende der Sportwissenschaft an der TU Darmstadt Kein gutes Signal für den Sport
Trotz zahlreicher Proteste und fachlicher Einwände hält die TU Darmstadt an ihrem Kurs fest und wird das Institut für Sportwissenschaft schließen. Für den organisierten Sport in Hessen ist dies ein historischer Rückschlag, der weit über Darmstadt hinaus Wirkungen zeigen wird. Besonders schwer wiegt der Wegfall von Studienkapazitäten für das Lehramt. Der lsb h weist darauf hin, dass die verbleibenden Sportinstitute in Hessen bereits an ihrer Belastungsgrenze arbeiten und das entstehende Defizit nicht auffangen können.
„Das Ende der Sportwissenschaften in Darmstadt wird direkte Auswirkungen auf die Sportlandschaft in Hessen haben“, befürchtet Katja Köhler-Nachtnebel, lsb h-Vizepräsidentin Bildung und Personalentwicklung, Vorschule, Schule und Hochschule. „Sie bedeutet eine erhebliche Reduzierung der Ausbildungsplätze für Sportlehrkräfte in Hessen. Angesichts des allgemeinen Bewegungsmangels bei Kindern und Jugendlichen ist dies das völlig falsche Signal“. Umso mehr als durch den zum nächsten Schuljahr in Kraft tretenden Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung der Bedarf an Sportlehrer*innen weiter steigen werde. „Gut ausgebildete Sportlehrerinnen und Sportlehrer sind die Voraussetzung, um Kindern und Jugendlichen eine umfassende sportliche Bildung zu bieten, ihre Persönlichkeitsentwicklung zu fördern und sie zu einem aktiven, gesunden Lebensstil zu motivieren“.
Verlust von Spitzenforschung und Wissenstransfer
Mit der Schließung verliert Hessen überdies ein Institut, das durch ein einzigartiges interdisziplinäres Profil bestach. Innovative Forschungszweige wie „Serious Games“ oder die Entwicklung von Bewegungsassistenzsystemen werden nun „unwiederbringlich begraben“, fürchtet der Verband. Der lsb h verweist zudem auf die enge Verzahnung von Wissenschaft und Praxis, die unter anderem in preisgekrönten Projekten wie dem „Öko-Check“ des Landessportbundes Hessen (Deutscher Nachhaltigkeitspreis 2024) mündete.
Der lsb h-Vizepräsident für Sportentwicklung, Ralf-Rainer Klatt, zeigt sein Unverständnis: „Sportwissenschaftliche Forschung und Erkenntnisse sind nötiger denn je. Es gibt zahlreiche Felder, in denen wir sie dringend brauchen. Im Grunde müssten die Ausbildungszahlen massiv erhöht werden, statt sie zu senken. Der Bedarf an qualifiziert angeleiteten Bewegungszeiten für Kinder und Erwachsene, um ständig steigenden Kosten im Gesundheitssystem präventiv begegnen zu können, steigt ständig.
Der Landessportbund Hessen bedauert zutiefst, dass angeblich ökonomische Zwänge des Hochschulpakts über den gesellschaftlichen Stellenwert des Sports gestellt wurden. Die Abwertung der Sportwissenschaft in den Bildungsinstitutionen sendet eine gefährliche Botschaft in einer Zeit, in der Sport eine zentrale Rolle für Integration, Gesundheit und den gesellschaftlichen Zusammenhalt spielt. Auch auf den Stellenwert des Leistungssports wirft die Schließung ein schlechtes Licht, insbesondere mit Blick auf eine mögliche Olympiabewerbung und dem Ziel, wieder unter die Top-5 Sportnationen zu gelangen. „Exzellente Leistungen können auch hier nur mit exzellenter wissenschaftlicher Unterstützung erbracht werden. Die Eliminierung etablierter Sportwissenschaft in einer Universität wie in Darmstadt liefert da kein gutes Signal“, so Vizepräsident Klatt.




