Hauptausschuss des Landessportbundes Hessen „Wer in Sport investiert, sichert sozialen Frieden“
„Die Menschen suchen nach Halt, Zugehörigkeit und Gemeinschaft – und sie finden sie im Sport, in unseren Vereinen“, betonte lsb h-Präsidentin Juliane Kuhlmann mit Blick auf die aktuelle Bestandserhebung, die rund 2,27 Millionen Mitglieder in mehr als 7.300 Vereinen aufführt. „So viele Menschen waren noch nie in unseren Vereinen.“ Sie ermöglichen gesellschaftliche Teilhabe, fördern Gesundheit, bilden Werte – und seien „die wichtigste Quelle sozialen Kapitals“. Deshalb blickte Kuhlmann mit Sorge auf die finanzielle Lage der öffentlichen Hand. „Wir appellieren an Landesregierung und Landtag, sich klar zu einer bedarfsgerechten Sportförderung unter Berücksichtigung der Investitionsoffensive des Sondervermögens der Bundespolitik zu bekennen.“ Zudem betonte die Präsidentin: „Sportförderung ist Demokratieförderung. Wer heute in Sport investiert, sichert den sozialen Frieden von morgen.“
Knapp 100 Delegierte aus Sportkreisen und Verbänden waren der Einladung zum zweithöchsten Entscheidungsgremium des lsb h gefolgt. Einstimmig beschlossen sie neben einem Nachtragshaushalt für 2025 auch die Jahresabschlüsse für das Geschäftsjahr 2024. „Wir waren immer in der Lage, allen finanziellen Verpflichtungen termingerecht nachzukommen“, freute sich Helmut Meister, Vizepräsident Finanzmanagement. „Den Haushalt 2024 konnten wir wieder mit einem kleinen Überschluss abschließen.“ Auf der Tagesordnung standen außerdem die Berichte der Vizepräsident*innen, die erfreuliche Entwicklungen aus ihren Geschäftsbereichen schilderten. Gerichtet wurde der Blick auch auf den Sportbundtag (27. September 2025), auf dem das lsb h-Präsidium alle drei Jahre neu gewählt wird. Besonderes Interesse weckten aber freilich die Reden von Präsidentin Kuhlmann, Sportministerin Stolz – und Landrätin Schneider, die seit November 2024 auch als Präsidentin des Hessischen Landkreistages fungiert. Angesichts eines kommunalen Rekorddefizits schlug sie Alarm: „Probleme haben nicht mehr nur Kommunen mit hohen sozialen Ausgaben, denn es ist ein Flächenbrand entstanden.“ Der wirkt sich bereits jetzt auch auf den Sport aus, denn die Kommunen sind in Deutschland der größte öffentliche Sportförderer. „Eine Krise der kommunalen Finanzen ist auch immer eine Krise der Sportförderung“, unterstrich Kuhlmann.
Ein anspruchsvolles Kapitel im Koalitionsvertrag, ein bundesweit einmaliges Schwimmbad-Förderprogramm und zusätzliche finanzielle Mittel über das Glücksspielgesetz: Die lsb h-Präsidentin weiß, dass die Landesregierung ihrer Verantwortung für den Sport auch im vergangenen Jahr „in vielen Bereichen vorbildlich entsprochen“ habe. Alarmierende Steuerschätzungen und Hinweise auf kritische Entwicklungen bei der Haushaltsplanung für das Jahr 2026 geben aber Anlass zur Sorge. „Der Sporthaushalt bedarf dringend eines Mittelaufwuchses, denn der Sanierungs- und Investitionsbedarf unserer Sportstätten ist enorm: Allein in Hessen liegt er bei über zwei Milliarden Euro“, erläuterte Kuhlmann und nahm die Landespolitik in die Pflicht: „Vor diesem Hintergrund ist es richtig und wichtig, dass der Koalitionsvertrag den Ausbau investiver Programme ankündigt – das Ziel muss also ‚Investieren‘ und nicht ‚Sparen‘ sein“. Dass die Bundespolitik kürzlich ein milliardenschweres Sondervermögen zur Stärkung der Infrastruktur verabschiedete, betrachtete Kuhlmann als große Chance. „Diese Gelegenheit müssen wir unbedingt nutzen, um in Hessen eine Investitionsoffensive für den Sport zu starten. Das wäre ein starkes Signal – für unsere Vereine, unsere Jugend, unsere Demokratie.“
Sportministerin Stolz erläuterte in ihrer Rede, wie wichtig Sportvereine für die Gesellschaft seien. „Der Sport berührt die Lebenswirklichkeiten der Menschen vor Ort und hat so viel Einfluss. Was die Vereine täglich für alle Generationen leisten, muss man immer wieder betonen.“ Nach ihrem Amtsantritt im Januar 2024 habe sie viele Vereine besucht – kleine wie große. „Wichtig war es mir vor allem hinzuhören“, sagte Stolz und bezeichnete Sportpolitik als Politik für die Vereine und Menschen vor Ort. „Wenn man Sportpolitik so versteht, ist das eine große Antriebsfeder.“ Die Sportministerin betonte, dass die Landesregierung ihre finanzielle Unterstützung für den Sport zuletzt verdreifacht hätte. Und dass die erst kürzlich beschlossene Steigerung der Mittel über das Glücksspielgesetz als „deutliche Positionierung“ zu verstehen sei. Stolz räumte aber auch ein: „Die Zeiten haben sich leider geändert und wir müssen überlegen, wie wir damit umgehen.“ Zugleich versicherte die Sportministerin, dass das das Land ein starker Partner des Sports bleiben werde: „Wir fühlen uns verantwortlich, den Sport in Hessen weiterhin zu unterstützen und zu finanzieren – partnerschaftlich mit den Kommunen.“